Untitled

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I

Man naehert sich dem Planeten und sieht die weissen Schaumquirle wie im Kakao, nur ohne Blasen. Mit Blasen ist die ganze Sternenansammlung wie die Milchstrasse. Die Blasen sind dann die Planeten. Also der gequirlte Schaum ist vermischt mit dem Wasserblau. Nicht eigentlich vermischt: ist drueber. Dann der Sand der aus den Fluten schaut. So wie Kakau, der sich noch nicht vermischt hat, oben schwimmt bis er absackt. Manchmal nun sah man auf dem Planeten dieses Absacken. Nicht wirklich. Aber im Simulator. Die Lebewesen darauf, blau, weiss gerautet, gaben im Simulator ein aufflackern von schwarzen Puenktchen ab, die kamen und gingen. Kurze Existenzen, in die fuer einen Moment das Licht gefahren ist. Mit der Zeit bilden die Puenktchen Haufen. Der ganze Planet ist schwarz. Die Kruemel haben das Wasserblau gaenzlich in sich aufgesaugt. Das ganze bildet dann wohl eine Schlammpampe. Jetzt koennen wir landen.



II

Ein Abreisender
Jemand, der frueh schlafen geht
Ein Gemuesehaendler
Ein Kioskbesitzer
Jemand, der eine Eigentumswohnung gekauft hat
Ein bankrotter, kokainsuechtiger Sprachschulbesitzer
Eine spielsuechtige alte Frau
Ein junges Maedchen
Jemand, der heimlich einen Baum an der Strasse mit Insektenspray besprueht

Der bankrotte Sprachschulenbesitzer sagte zu dem Kioskbesitzer. Der Gemueshaendler sagte, gut, jetzt sind wir alle zusammen. Jetzt muss auch jeder mal den Mund aufmachen. Der bankrotte Sprachschulbesitzer sagte, ich denke nicht dran, ich will nichts. Ich hab' noch 'ne halbe Flasche Damm-Bier im Kuehlschrank. Mit dem T-Shirt, dem weissen, und dem Mehr-Tage Bart, dem Touristenbaeuchlein, sah er ein bischen wie ein durchschnittlich-versoffener Fussballfan aus. Nicht wie jemand, der zu der groessten Franchising-Sprachschule ganz Europas und ganz Asiens gehoerte. Ich kann sowieso nicht, sagte der, der immer frueh schlafen geht. Das geht dann ja sowieso bis vier Uhr morgens.

Die spielsuechtige 68-jaehrige stellte die Essiggurken auf den Tisch, die wirklich sauer sind. Der Abreisende hatte seinen Koffer in der Hand, der eigentlich leer war. Er war auf dem Weg etwas reinzutun. Mehrere Leute laechelten ihm zu. Der faehrt ab! Ja, er kauft noch eine dieser mehrsprachigen Zeitungen. Na, wie ist unser Land, fragte der Kioskbesitzer den Abreisenden. Der kokainabhaengige Sprachschulenbesitzer sagt, mein Bruder ist auch so ein Abzocker wie ich. Ha,Ha, das liegt in der Familie.
Hat ja auch eine Sprachschule.
Endlich Ferien, sagt der Kioskbesitzer.
Ja, gib mir noch ein Los, sagt die aeltere Frau. Diesmal gewinn ich.
Heimlich ging der Mann zu dem Mauerflecken. Dieses Baeumchen hat er gepflanzt. Das laesst er sich nicht von diesem Gewuerm kaputtmachen. Rasch nimmt er die Giftflasche raus und haut eine ordentliche Portion rueber. Is zwar Gift aber macht die Biester tot. Denkt er und gibt der Flasche den Rest und versprueht den Letzten.
Der Gemuesehandler sagt, ich muss zumachen. Es kauft keiner mehr was. Ich hab jetzt eine Eigentumswohnung, da kann ich nun altwerden. Ja, ich auch, sagt der junge Eigentumswohnungsbesitzer. Aber bei uns regnet es rein und keiner macht was. Der Schimmelfleck wird immer groesser. Das Pierssing drueckt. Das Maedchen schiebt ein wenig ihren Pullirand ueber den Metallnoeppel, sodass er genau unterhalb des Randes zu stehen kommt.
Der Rutschrock ist verrutscht, dass heisst, er ist zu hoch. Sie zieht etwas links, etwas rechts, jetzt haengt er schoen tief. Wie geht dass hier mit den Frauen, fragt der Abreisende. Ja, neulich waren besonders 2 Amerikanerinnen sehr nett, sagte der, der immer frueh schlafen geht. Kennst du schon unsere Kultur? fragte der Kioskbesitzer. Wir haben da so einen langsamen Tanz.-Ja, habe ich gesehen, sie machen den jetzt moderner. Sie tanzen nackt und dann schaukelt alles so schoen. Ja,Ja, Kultur muss ja leben. Da muss sich was bewegen. Man muss immer ordentlich sein, sonst bekommt man sowieso keine Arbeit, sagt der Sprachschulenbesitzer, der seine Angestellten in den letzten zwei Monaten nicht bezahlt hat. Ja,Ja, wenn ich meine Arbeit nicht ordentlich taete, sagt der, der versucht Unordnungen wiederherzustellen. Wissen Sie, die Leute haben Angst ihre Sprache zu verlieren oder sonst alles. Ja, sagt die Spielsuechtige, ich spreche schon seit 50 Jahren nur eine. Und mir passiert auch nichts. Der Abreisende ueberlegt noch was er in den Koffer tun soll. Aber: da alle nett zu ihm sind wo er doch abreist, ueberlegt er es sich noch einmal.

Eine weitverbreitete Krankheit hier ist, sie haben im Nacken so eine Nackensteife mit Rueckenschmerzen, aber ich bin ja sowieso bankrott, das macht locker. Der Abreisende geht durch den Metrodurchgang, aber aber er kommt nicht richtig durch. Immer steht jemand im Weg und scheint ihn nicht zu bemerken, wenn er kommt. Vielleicht ist es, weil er ja bald abreist.

Wenn ich ihn brauche, hole ich mir einen Kredit, sagt die Frau mit der Neigung ihr Geld fuer Lotterien auszugeben. Der Kioskbesitzer, frueh auf, legt seine Zeitungsfracht aus. Zeit fuer den Urlaub. Das letzte Mal waren wir im Norden. Da ist es kuehl. Ich habe ja die Klimaanlage, sagt der bankrotte Sprachschulenbesitzer, da macht mir auch der Anzug mit dem Schlips nichts, und laechelt wie von seinem Werbeplakat. Der Gemueshandler fuehlt ein Vibrieren. Man hat ihm eine SMS geschickt. Er soll eine Nummer anrufen, weil er hat in einer Lotterie gewonnen. Aber wie ist das moeglich, sagt die spielsuechtige Frau. Den Scheiss drueck ich immer weg. Nachricht geloescht, sag ich immer, sagt der Sparchschulenbesitzer. Gibt es da auch Diskotheken, fragt das Maedchen. Auch sie hat schon ein paar SMS gekriegt. Na sichr, sagt der Abreisende, fuer junge Leute ist ueberall dasselbe. Ich muss gehen sagt der Gemuesehaendler, ich habe solche Schmerzen im Nacken, ich fuel mich so unbeweglich. Welch Partei wuerdest du waehlen, wenn du bleibem wuerdest? Die nationale Sprachpartei, sagt der Abreisende, die finde ich gut, die haben was Eigenes. Wir gehen jetzt essen.

Martin Pletowski, wassermachine@yahoo.es
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